Klimaneutrale Gebäude bis 2050

Das Europäische Parlament hat letzten Monat den Entwurf von Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen von Gebäuden angenommen. Die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden soll dafür sorgen, dass der Gebäudesektor in der EU bis 2030 wesentlich weniger Treibhausgasemissionen erzeugt sowie weniger Energie verbraucht und bis 2050 klimaneutral wird. Außerdem sollen mehr energieineffiziente Gebäude renoviert und der Austausch von Informationen über die Gesamtenergieeffizienz besser werden.

Die Relevanz des Sektors für den Klimaschutz ist nicht von der Hand zu weisen. Laut der Europäischen Kommission sind die Gebäude in der EU für 40% unseres Energieverbrauchs und 36% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Gebäudesektor muss daher ohne Frage dazu beitragen, dass die Klimaziele erreicht werden können.


Artikel unserer Europaabgeordneten Sabine Verheyen:

www.sabine-verheyen.de


In meinen Augen bringt die Richtlinie allerdings gewaltige Herausforderungen mit sich, welche der Lebenswirklichkeit vieler Menschen nicht gerecht wird. So sollen beispielsweise ab 2028 alle Neubauten emissionsfrei sein. Für öffentliche Gebäude soll diese Vorgabe schon ab 2027 gelten. Im Fokus wird aber auch besonders die Sanierung bereits bestehender Gebäude sein. Auf einer Skala von A bis G, wobei die Energieeffizienzklasse G den Gebäuden mit den schlechtesten Werten im Gebäudebestand eines Mitgliedstaats entspricht, müssen Wohngebäude der Richtlinie zufolge bis 2030 mindestens Klasse E und bis zum Jahr 2033 die Energieeffizienzklasse D erreichen.

In der Realität wird dies sowohl für Gebäudeeigentümer als auch für Mieter zukünftig eine erhebliche Belastung darstellen. In Zeiten von Inflation, Arbeitskräftemangel und hohen Energiepreisen wird der Zwang von energetischen Sanierungen des Eigentums für viele Bürgerinnen und Bürger schlichtweg nicht umsetzbar sein. Doch auch viele Mieter, von der gewerblichen Nutzung bis zum sozialen Wohnungsbau, werden sich auf höhere Kosten einstellen müssen, da bei der Investition in die Energieeffizienz von Gebäuden auch immer die Gefahr von steigenden Mieten besteht.

Sanierungszwang der falsche Weg

Ein Sanierungszwang statt Sanierungsanreiz ist meiner Ansicht nach daher der falsche Weg. Ein wichtiger Schritt hinsichtlich möglicher Anreize wurde durch die Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf den Gebäudesektor bereits umgesetzt. Dadurch gibt es für Eigentümer zumindest einen wirtschaftlichen Anreiz, die energetische Bilanz ihrer Gebäude zu verbessern. An dieser Stelle muss angesetzt und weitere Anreize geschaffen werden.

Emissionsfreie Gebäude sind ein wichtiger Schritt hin zur Klimaneutralität, doch muss die Umsetzung für alle Menschen realisierbar sein. Bei der Ausgestaltung der Richtlinie muss daher eine richtige Balance zwischen den ökologischen, wirtschaftlichen, aber besonders auch sozialverträglichen Aspekten sichergestellt werden.