Künstliche Intelligenz in der Bildung, der Kultur und dem audiovisuellen Bereich

Liebe Leserinnen und Leser,

eine der Zukunftstechnologien, die das Potenzial hat, unsere Gesellschaft grundlegend zu verändern, ist Künstliche Intelligenz (KI). Gemeint ist damit die Fähigkeit von Maschinen, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. Die Einsatzmöglichkeiten für diese Technologie sind vielfältig und reichen von Robotern in Fabriken oder autonomen Autos über intelligente Klimatechnik bis hin zu automatischen Übersetzungstools. Bereits heute begegnen wir KI zum Beispiel beim Online-Shopping und in der Werbung, wenn uns personalisierte Kaufempfehlungen angezeigt werden. Suchmaschinen „lernen“ bereits heute aus umfangreichen Daten, die von Nutzern eingegeben werden, um relevante Suchergebnisse zu liefern. Und auch im Kultur- und Kreativbereich findet KI schon Anwendung. So werden mithilfe von intelligenten Algorithmen Gemälde geschaffen, Gedichte geschrieben oder Musikstücke komponiert und auch in der Gamingindustrie wird Künstliche Intelligenz eingesetzt. Diese zukunftsweisende Technologie bietet somit zahlreiche Chancen. Sie birgt allerdings auch Risiken, die es zu kontrollieren und einzudämmen gilt.

Im EU-Parlament haben wir daher einen Sonderausschuss eingerichtet, der die Auswirkungen dieser Technologie untersuchen soll. Darüber hinaus beschäftigen wir uns auch im Kultur- und Bildungsausschuss eingehend mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Insbesondere befassen wir uns dort mit den möglichen Auswirkungen der Technologie auf den Bildungsbereich, die Kultur- und Kreativbranche sowie den audiovisuellen Sektor. Hierzu haben wir erst kürzlich einen Bericht erarbeitet, den ich als Ausschussvorsitzende und Berichterstatterin meiner Fraktion intensiv betreut habe. Darin betonen wir, dass Künstliche Intelligenz nicht zu Diskriminierung oder Ungleichheit in irgendeiner Form führen darf. So wollen wir zum Beispiel sicherstellen, dass algorithmusbasierte Inhaltsempfehlungen, zum Beispiel in Video- oder Musik-Streaming-Diensten, nicht zu Lasten der kulturellen und sprachlichen Vielfalt gehen. Bei der Erstellung von Inhalten ist darüber hinaus Transparenz über die Anwendung der Technologie wichtig. Von der EU-Kommission fordern wir einen klaren ethischen Rahmen für den Einsatz von KI-Technologien in europäischen Medien, um zu gewährleisten, dass die Menschen in Europa Zugang zu kulturell und sprachlich vielfältigen Inhalten haben. Ein solcher ethischer Rahmen sollte auch den Missbrauch von KI zur Verbreitung von Fake News und Desinformationen thematisieren.

Beim Training von KI-Systemen halten wir es zudem für wichtig, keine voreingenommenen Datensätze zu verwenden, die bereits bestehende Ungleichheiten oder Diskriminierung widerspiegeln. Stattdessen sollten mithilfe von Interessenvertretern und der Zivilgesellschaft inklusive und ethische Datensätze entwickelt werden, die für die sogenannten „Deep Learning“-Prozesse verwendet werden können.

 

Für mich persönlich ist klar: wir haben jahrzehntelang dafür gekämpft, unsere Werte der Inklusion, der Nicht-Diskriminierung, der Mehrsprachigkeit und der kulturellen Vielfalt zu etablieren, die nun einen wesentlichen Teil unserer europäischen Identität ausmachen. Diese Werte müssen sich auch in der Online-Welt widerspiegeln, in der Algorithmen und KI-Anwendungen immer mehr zum Einsatz kommen.

Was den Bildungsbereich betrifft, so ist es darüber hinaus dringend notwendig, die Lehrkräfte zu schulen und auszubilden, damit sie sich an die Realitäten der KI-gestützten Bildung anpassen können. Lehrerinnen und Lehrer müssen jederzeit in der Lage sein, von der KI getroffene Entscheidungen zu korrigieren, wie etwa bei der Bewertung von Schülerinnen und Schülern. Niemals dürfen Lehrer durch KI-Technologien ersetzt werden, ganz besonders nicht in der frühkindlichen Bildung.

So ist Künstliche Intelligenz eine Technologie, die zahlreiche unserer Lebensbereiche beeinflusst und den digitalen Wandel maßgeblich vorantreibt. Eines steht dabei in meinen Augen fest: letztlich muss die Technologie dem Menschen dienen. Der Mensch muss immer im Mittelpunkt bleiben.

Ihre Europaabgeordnete

Sabine Verheyen

Dieser Artikel erscheint auch in der CDU-Kompakt, der Mitgliederzeitschrift der CDU-Aachen. Autorin ist Sabine Verheyen, MdEP, weitere Informationen über sie finden Sie hier.